Hochseilgarten 16.04.2012

Der Kölner Stadtanzeiger berichtete in seiner Ausgabe vom 16.04.2012 über die bevorstehende Eröffnung des Klettergartens.

 Mit schlotternden Knien

Von Maximilian Doeckel, 16.04.12, 14:16h

Der Hochseilgarten in Alkenrath wird neu eröffnet. Bis zu elf Meter hoch sind die für Kinder und Jugendliche kostenlosen Kletteranlagen – unser Autor hat den Selbstversuch gewagt.

ALKENRATH – Als ich oben bin, schlottern mir ein wenig die Knie. Vom Boden betrachtet sah die Plattform im Baum gar nicht so hoch aus, aber jetzt merke ich, was acht Meter bedeuten. Und jetzt soll ich auch noch, gesichert von allerlei Knoten, Karabinern und Seilen, an ein Trapez springen, das in – zugegebenermaßen nicht besonders weiter Entfernung – über dem Abgrund baumelt. Ich springe und bin erleichtert, als sich meine Hände um den Griff des Trapezes schließen. Jetzt ist die erste Angst weg, und ich wage den Sprung noch zweimal, wobei die Entfernung des Trapezes zur Plattform jedes Mal ein wenig größer wird. Zwei Trainer kümmern sich um mich, machen mir Mut.

Und Mut braucht man im Hochseilgarten Alkenrath auf jeden Fall, denn die Plattformen sind zum Teil elf Meter über dem Boden angebracht. Das war nicht immer so: Vor fast sieben Jahren hat alles eine Nummer kleiner angefangen. Damals, am 6. September 2005, öffnete der Hochseilgarten auf dem Grundstück des Evangelischen Gemeindehauses in der Geschwister-Scholl-Straße seine Pforten. Die Stationen waren fest installiert und in bis zu fünf Metern Höhe angebracht. „Zu niedrig, wie sich zeigte, denn die Hochseilgärten in der Umgebung waren zum Teil wesentlich höher und dadurch attraktiver“, sagt Hendrik Käseberg, Erzieher und Klettertrainer in Alkenrath. „Als die Kirche dann auch noch das Gelände verkaufte, war der Hochseilgarten erstmal am Ende.“

Jetzt, knapp zwei Jahre später, wagt die evangelische Jugend Schlebusch mit Unterstützung des Vereins „Aufwind“ einen Neustart. 10 000 Euro wurden zur Verfügung gestellt, um unter der Leitung von Holger Demmer, der auch in der Opladener Kletterhalle A-Werk aktiv ist, auf neuem Gelände neben dem evangelischen Jugendhaus attraktive Mutproben aufzubauen. „Dabei haben wir unsere eigene Philosophie“, sagt Käseberg: “ Wir wollen uns von diesen ganzen Konsum-Hochseilgärten absetzen. Man zahlt in manchen ja an die 40 Euro Eintritt und nimmt für sich selbst eigentlich nichts mit.“ Das Team in Alkenrath möchte genau das nicht. Ab dem 20. April hat der Hochseilgarten immer freitags von 16 bis 19 Uhr geöffnet und empfängt jeden, der Lust dazu hat, an seine Grenzen zu gehen.

Die Kletter-Anlagen stehen alle schon, das kleine Café, in dem sich wartende Eltern die Zeit vertreiben können, muss aber noch gebaut werden. „Der Hochseilgarten wird eine Attraktion. Leverkusen hat in dieser Hinsicht viel zu wenig zu bieten. Vor allem, da jetzt auch noch das A-Werk geschlossen wird“, sagt Käseberg, und man sieht ihm seinen Ärger darüber an. Der neue Klettergarten, das ist für den Erzieher mehr als ein Freizeit-Vergnügen: „Was wir hier machen ist Jugendarbeit. Wir wollen Kindern und Jugendlichen ein Hobby geben.“ Und ein Hobby sei eben mehr als das bloße Abgehen von Stationen. Material- und Knotenkunde gehöre dann genauso dazu wie das Errechnen von Seilspannungen. So könne man nebenbei auch noch etwas über Physik lernen.“

Das Wichtigste ist aber immer noch, dass Kinder an ihre Grenzen gehen. Und zwar auf eigene Faust. Dabeistehende Eltern sind eher hinderlich“, sagt Trainer Simon Boos. Der gelernte Physiotherapeut hat schon viele Kinder gesehen, die ihre Ängste bekämpft haben. „Einige saßen erst weinend auf den Plattformen und wollten nicht weiter. Als sie es dann gemacht haben, wollten sie alle wieder nach oben“, sagt er und grinst dabei.